Mittwoch, 26. Juli 2006

Mediamarkt ist kein streichelzoo

Sie tragen alle rot, verstecken sich hinter namen, wie du und ich sie haben, sind überbezahlt und unterqualifiziert. Wenn sie nichts zu tun haben sortieren sie schlechte cd’s ein und belästigen kunden mit ihrem gefährlichen halbwissen.
Manchmal, aber wirklich nur seltenst tun sie auch etwas gutes und verkaufen einem armen mädchen wie mir etwas teures.
In diese testosteron-geschwängerte atmosphäre aus klugscheißertum und prahlerei verschlug es mich also auf der suche nach hilfe und aufmerksamkeit. Und wie jeder superheld seinen weitaus smarteren superheldengefährten im schlepptau hat, so hatte ich meinen ahnungsvollen und gänzlich un-nerdigen helfershelfer zur seite. Wir bahnten uns also unseren weg zwischen windmühlenhohen kühlschränken, vorbei an ufogleichen waschmaschinen, gipfelstürmerisch treppen hinauf, ließen neuste industrielle verblödungstechniken links und heimatliche volksmusik rechts liegen.
Und schließlich tat sich vor uns das ziel meiner wünsche auf-die laptopabteilung.

Gut die laptopsektion bestand eigentlich aus einem regal und 4 dargebotene schoßwärmern in meiner preisklasse, wobei einer schon ein neues liebvolles zuhause gefunden hatte und der andere schon tücken bei der korrekten aussprache verursachte, so dass ich die wahl zwischen cholera und traufe hatte. Der nächstbeste mm-mitarbeiter ignorierte mich mühelos, selbst das anheben eines gerätes, welches den vermerk “ich bin verdammt teuer, kleines, also hände weg” in goldenen leuchtbuchstaben eingraviert hatte, blieb interesselos beachtet. Erst eine kleinfamilie, die schnelles geld versprach, lenkte die aufmerksamkeit in die richtige richtung. Helfershelfer und ich positionierten uns interesseversprechend und zugehörigkeitsheuchelnd daneben. Während mein begleiter mit hilfe von telepatischen psychospielchen versuchte jene deutsche 1,3 kind-prototypfamily zum gehen zu bewegen, versuchte ich subtiler mein glück, in dem ich dem kind mit grimassen schneiden angst einflößte.
Das kind mochte mich nicht und der rest der kleinen sozialen gruppe hielt es ähnlich mit der Idee von 2 kernen in einer schale-sie verschwanden so schnell wie sie angekrochen waren. Wir wähnten uns im finale meiner träume. Doch was sich in den nun folgenden minuten kurz vor ladenschluss in einer westdeutschen mm-filiale abspielen sollte, übertrifft jeden endspielcharakter einer wm und der showdown good versus evil erscheint wie diffuses förmchen bauen im sandkasten.
Dass helfershelfer ahnung hatte, wusste ich ja. Aber dass selbiges auf Herrn L., seines zeichens hochmotivierter rot-shirt-träger zutraf, lag mir fern. Nach eingangsgeplänkel meinerseits und dem sofortigen als unwissend abstempeln andereseits, wurden die waffen gewählt. Ich fungierte nur noch als nummerngirl und meine aufmerksamkeit wand sich schon nach dem ersten umherwerfen von buchstaben-zahlen-buchstaben-kombinationen, unmöglichen erweiterungsmöglichkeiten und kleinen süßen raffinessen den heimatlichen volksmusikklängen zu. Helfershelfer hatte einen heidenspasss. Während ich derweil versuchte mir vorzustellen wie ich mit möglichem neuen tragbarem PC in der uni sitze oder schlicht auf meinem bett rumgammele und mir nie wieder gedanken um kabellängen machen brauche. Die idee selbst als mm-rot-shirt-trägerin zu wirken, ergriff besitz von mir …Sie gefiel mir außerordentlich gut. Und erst die frage, ob ich denn noch anmerkungen habe, riss mich aus meinen phantastereien.
Was hatte ich getan?!
Hatte ich was verpasst?!
Nach weiterem austausch von nettigkeiten und ich geh mal eben nachschauen, setzte helfershelfer mit leuchtschwert zum finalen todesstoß an, handelte noch rote mädchen-tragetasche raus und hatte für mich einen laptop gekauft. Nein, eigentlich hatte ich das tragbare wunderwerk der Technik gekauft, jedoch ohne mein wissen

Nach beuteeinlagerung, stärkung durch improvisiertes dinner und dem gut-finden des erfolgs, reiteten wir im roten möchtegern-ferrari meiner Person dem sonnenuntergang entgegen.

Arm, aber glücklich!

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